Blackstone Chroniken
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12. Dezember 1999

 
 
 
  Blackstone Chroniken - Verpackung   Blackstone Chroniken

  RedOrb / Legend
  Ent. / Mindscape

  getestet von
  Thomas Lohmann
  www.rainbowtom.de
 
 
Ich hätte gewarnt sein sollen. Ziemlich klein, aber doch irgendwie unübersehbar, prangt auf der Packung das Zeichen von Red Orb... die Firma, die auch Myst und Riven für den deutschen Markt bearbeitet oder besser vermurkst hat. Bei Ihnen baut sich gerade ein riesengroßes Fragezeichen auf? Schauen sie doch mal auf dieser Website nach anderen Kritiken zu Red Orb-Spielen - z.B. nach Myst. Aber, mann soll ja alles und jedem eine neue Chance geben - außerdem hatte ich das kleine Logo wirklich völlig übersehen. Aber noch eine zweite Tatsache hätte mich stutzig machen sollen: ein Spiel aus dem Jahre 1999, das bereits jetzt für 5,-DM verramscht wird - das heißt doch eigentlich auch nichts Gutes. Nun, es hat immerhin den Vorteil, dass man sich für diesen lächerlichen Betrag mal wieder so richtig schön aufregen kann...

John Saul. Nicht ganz unbekannt, der Autor. Nach langer Suche in meinem Bücherregal habe ich sogar einige Bücher von ihm gefunden - und mich dann daran erinnert, das ich diese damals mit Begeisterung verschlungen habe: Psychoterror und Grusel vom feinsten, der sich nicht vor dem Altmeister dieses Genres - Stephen King - verstecken muss. Jedoch war die Vorlage zu diesem Spiel, die Blackstone Chroniken, nicht dabei. Also, ran ans Spiel!

Und was steht da auf der Packung? Wenn ich mal kurz zitieren dürfte:

" Halten Sie Ihre Zwangsjacke bereit, und lassen Sie sich in die grauenerregende Welt von John Sauls Blackstone Chroniken entführen. Ein Abenteuer des Schreckens, in dem gequälte Geister der Vergangenheit Ihre einzige Hoffnung bei der Rettung Ihrer verschwundenen Familie - und Ihres Verstandes - sind."

Davon abgesehen, das ich sämtliche Zwangsjacken, die man noch irgendwo kaufen könnte, sofort an die Macher dieses Spieles und den damit verbundenen Firmen schicken würde (alternativ eine Güterzug-Ladung Psychopharmaka), damit sie endlich ruhig sind, ist der angekündigte Horror oder das eisige Grausen, das einen überkommen soll, so ungefähr das letzte Gefühl, das sich beim Spielen einstellt. Zugegeben, die letzten 5 Minuten sind recht interessant und evtl. ein wenig spannend, aber das war's. Und der Weg zu diesen letzten 5 Minuten ist lang... sehr lang... einschläfernd lang.

Sie sind irgendein Familienvater, der versucht, sein Kind zu retten, welches von dem bereits toten Opa entführt wurde. Dazu durchstöbern sie eine ehemalige psychiatrische Anstalt (lediglich die political correctness verbietet das Wort Irrenhaus), in der Ihnen nur Geister begegnen - bzw. deren Stimmen. Oh, Klapse, Geister, leere, alte, unheimliche Gemäuer - da zitter ich ja schon vor Angst. Dummerweise sind die Stimmen (und sie haben es nur mit Stimmen zu tun, nirgendwo mal ein Wesen, das - wie Geister es ja so an sich haben - mal durch die Gegend flattert), alles andere als unheimlich. Sie betreten einen Raum und werden sanft aus dem Off von irgendjemanden angesprochen, der oder die dazu auch noch so ganz besonders freundlich ist... lediglich die Stimme des Opas, der - viel zu selten - mal einen ironischen Kommentar abgibt, schafft ein ganz klein wenig Atmosphäre. Und wenn dann noch ab und an das Bild Ihres Kindes eingeblendet wird, das sie ja schließlich retten sollen, dann ist jede Stimmung (so denn überhaupt welche da war) dahin. Bis auf die letzten 5 Minuten, wie gesagt. Aber bis dahin klicken sie sich durch ein altes Haus, das sogar sehr hübsch aussieht - da würde man direkt gerne wohnen. Zwar landen sie irgendwann in mehr oder weniger düsteren Kellerverliesen und auch diversen "Therapieräumen", die u.a. sogar einen elektrischen Stuhl bereithalten, aber auch dort kommt nichts auf, was "...Ihnen das Blut in den Adern gefrieren lässt.", wie es auf der Verpackung steht. Schöne, alte Räume, liebevoll eingerichtet, insgesamt eher ziemlich spießig - so hat auch meine Oma gewohnt - und die war nicht mehr irre als wir alle.

Und so klicken sie sich durch das Haus, reden mal mit diesem und jenem, schmunzeln vielleicht ein klein wenig über die Kommentare des "Bösen", schauen sich alles an - und das war es dann auch schon wieder. Interessant könnte das Ganze vielleicht noch für Psychologie-Studenten im ersten Semester sein - es sind einige Erklärungen zur Geschichte der Psychiatrie und der verschiedenen Therapien eingebaut - aber das ist nach 10 Minuten durch.

Danach rennt man eigentlich nur durch die Gegend und sammelt alles ein, was einzusammeln ist. Das ist genau wie in den meisten anderen Adventures: alles einsacken, was herumliegt... dann kommen sie schon irgendwann weiter. Ich muss allerdings zugeben, dass die Puzzles gut gemacht sind: dort braucht nicht unlogisch herumprobiert werden (bis auf eine Stelle im Spiel), sondern mit Überlegung, gutem Zuhören und etwas Kombinationsgabe sind die Rätsel zu lösen. Ein Beispiel? Gerne: Da haben sie ein Buch, in dem zwei Seiten zusammengeklebt sind. Wie nun öffnen? Hat ihnen gerade nicht jemand erzählt, das verschlossene Briefumschläge per Wasserdampf geöffnet werden können? Und stehen sie nicht rein zufällig vor einer Art Schwitzbad? Zwar müssen sie das Ding erst einschalten, aber dann entwickelt sich darin schließlich genug Wasserdampf. Also Buch rein, einschalten, warten, Buch raus - voilá! So logisch sind fast alle Rätsel aufgebaut, so dass jedenfalls dort noch etwas Spannendes ist.

Zugegeben, die Grafik ist sehr nett - aber bei stationären Bildern und gerenderten Zwischensequenzen sowie vieler, vieler, QuickTime-Movies darf man ja wohl davon ausgehen. Das war vielleicht vor 5 - 10 Jahren noch aufsehenerregend, aber heute ist das ja wohl mehr als selbstverständlich. Es ist lediglich ein Klick-and-point-Adventure wie alle anderen auch und dadurch nichts außergewöhnliches. Das hätte heutzutage besser gemacht werden können.

Sound - na ja. Liebe Stimmen aus dem Off, zwischendurch etwas sanft dudelnde, klassische Musik - eigentlich ganz angenehm. Nix grauenerregendes, sondern eher - ja, wie bei Oma früher zu Kaffee und selbstgebackenen Käsekuchen.

Ein Interface wie immer: klicken bis zum Mausgelenk (analog zum Tennisarm). Ist zwar mal ganz angenehm, aber nicht besonders aufregend - im Gegenteil. So haben sie immer noch eine Hand für den Rotwein frei...

Und, zum Schluss, noch etwas besonders seltsames: nach Beendigung des Spiels wollte ich noch einen Spielstand laden um einen Screenshot zu machen - was passiert? Die Mauszeiger sind weg, das Spiel schaltet sich ab und Windows überrascht mich mit folgender Fehlermeldung:

Fehlermeldung

was soll das denn jetzt? Ach, ich vergaß, das sind ja dieselben, die Myst gemacht haben... was wunder ich mich überhaupt!

Tja, zusammenfassend: auch wenn das Spiel nur lächerliche 5,-DM kostet - lassen sie es sein. Nein, nicht tun, Finger weg! Nehmen sie lieber ein paar Mark mehr und kaufen sie sich ein Buch von John Saul dafür - davon haben sie bedeutend mehr. Lesen soll ja auch mal ganz nett sein... ich suche mir jetzt jemanden, den ich überhaupt nicht leiden kann - und der kriegt dieses Spiel dann geschenkt!

Wertung: 4-
 
      Haben Sie rein zu-
      fällig irgendwo eine
      Zwangsjacke oder
      ähnliches herum-
      liegen? Schicken Sie
      sie bitte an die
      Macher dieses
      Spiels... damit die
      nie wieder so etwas
      herausbringen...
 
 

  • logische Puzzles
  • Grafik ganz nett
  • das war's auch
    schon...
 

  • grottenlangweilig
    und alles andere
    als spannend
  • veraltete Grafik
  • "...und ich klicke,
    klicke, klicke im
    Sauseschritt..."
  • so unspektakulär,
    dass mir nichts
    mehr einfällt
 

 
Screenshot 1 Ein elektrischer
Stuhl... hui!

Screenshot 2 Und die eiserne
Jungfrau... oohh!

Screenshot 3 Fiebertherapie - häh?

Screenshot 4 richtig gruselig, die Gruft!

Screenshot 5 Hydrotherapieraum -
Sachen gibts

Screenshot 6 jedenfalls ein
nettes Inventar

Screenshot 7 Eine unheimliche Kapelle
darf nicht fehlen!

Screenshot 8 Ein noch unheimlicherer
Keller natürlich auch nicht!

Screenshot 9 Und der Kerker erst...