Blade Runner
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12. Dezember 1999

 
 
 
  Blade Runner - Verpackung   Blade Runner

  Westwood / Virgin Int.

  getestet von
  Thomas Lohmann
  www.rainbowtom.de
 

Ein "uraltes" Spiel - wo doch die Software-Industrie eine Halbwertszeit von ungefähr 4 Tagen hat - da veraltet etwas sehr schnell. Aber nur ältere Sachen können so richtig zum Kult werden, und das wird von diesem Spiel behauptet: Kult, weil innovativ, neu, frische Ideen usw. usw... und passend zum gleichnamigen Film gemacht - kann ich nicht beurteilen, den Film wollte ich nie sehen.

Allerdings muß ich gestehen, das ich den Kult vergeblich gesucht habe - inzwischen ist es nur noch ein Spiel unter anderen. Das mag vor drei Jahren anders gewesen sein und es mag auch durchaus so sein, das die Entwickler entscheidende Anstöße für das Spiel-Genre gegeben haben, aber das ist inzwischen doch alles veraltet. Also: Kult? Nöö. Aber gut? Teilweise...

Der Spielverlauf war wohl das Aufsehenerregendste damals: angeblich eine völlig freie Handlung und sich daraus ergebend unterschiedliche Spielverläufe - gipfelnd in (angeblichen) 12 verschiedenen Show-Downs. Das wäre wirklich alles sehr bemerkenswert, aber leider stimmt das nicht so ganz. Richtig ist durchaus die nicht-lineare Bewegungsfreiheit, allerdings stößt man dadurch auch schnell an Grenzen: wenn ich nichts Neues herausfinde, erscheinen auch keine neuen Orte auf meiner Karte. In welcher Reihenfolge ich die abklappere, ist mir wirklich freigestellt, und aus dieser unterschiedlichen Reihenfolge und dem Zeitpunkt, wann ich auf einen bestimmten Hinweis stoße, ergibt sich eine unterschiedliche Spielhandlung, die aber recht schnell dem ursprünglichen "roten Faden" wieder folgt. Das ist alles ganz nett und sicher auch herausfordernd, aber besonders aufsehenerregend ist es heute nicht mehr.

Die Spielumgebung: irgendwie auch durchschnittlich. Ideen für die fernere Zukunft sehen irgendwie alle gleich aus: natürlich hat ein 3. Weltkrieg stattgefunden, die Erde ist düster, die Bewohner aggressiv, fremde Planeten wurden besiedelt, nicht mehr von Menschen zu unterscheidende Roboter laufen herum. Es ist immer Nacht, es regnet andauernd, kaltes Neon-Licht beherrscht die Szenerie und jeder ist nur noch auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Die Hauptfigur ist natürlich ein typischer "Lonesome Cowboy": harte Schale, weicher Kern. Polizist, Anfänger bei den Blade Runnern, die Replikanten suchen und "...aus dem Verkehr ziehen...". Er bekommt den Auftrag, einen Tiermord zu untersuchen und gerät natürlich (wie könnte es anders sein) in einen Strudel der Ereignisse, je mehr er herausfindet, um so gefährlicher wird es für ihn selber und um so mehr Verschwörungen werden sichtbar. Das ist auch alles nichts Außergewöhnliches.

Immerhin hat man sich viel Mühe gegeben, die Umgebung von L.A. 2019 detailgenau zu zeichnen. Aber leider hört es dann auch schon wieder auf, weil, diese Grafik... mag sein, das das vor knapp 3 Jahren nicht besser ging - so einen schlimmen Pixelhaufen habe ich noch nie gesehen. Die Spielfiguren sind teilweise völlig unkenntlich und es wird zum Geduldsspiel, wenn jemand auf Grund eines Fotos gesucht wird - Gesichter auf der Straße sind einfach nicht zu identifizieren. Dabei hat man sich viel Mühe mit hübschen Kameraschwenks gegeben, die unserem Held folgen, wenn er sich durch die Gegend bewegt - aber leider gehen sie nie so nah heran, dass man etwas erkennen könnte. Dank dem Mauszeiger, mit dessen interaktiver Hilfe man ein wenig aussortieren kann, wer angesprochen wird - wie soll man das sonst erkennen, wenn eine komplette Figur aus vielleicht 30 Pixeln besteht.

Leider nerven die Bewegungen der Figuren auch sehr schnell: Passanten laufen statisch auf und ab, die Hauptfigur wedelt alle zwei Minuten mit denselben Bewegungen in der Luft herum, während sich die anderen Spielfiguren erst gar nicht groß bewegen...

Der Rest der Grafik ist aber durchaus gelungen: umherschweifende Scheinwerfer, riesige Hochhäuser, natürlich fliegende Polizeiautos - die Umgebung ist klasse gemacht. Dank dieser stellt sich sehr schnell ein bestimmtes Gefühl ein und man kann sich wirklich wie in der Zukunft fühlen. Wenn dann noch ein hübscher Soundtrack dazugekommen wäre... Leider werden nur an wenigen Stellen im Spiel passende Musik-Stücke eingeblendet und dann sind es auch alle irgendwie noch dieselben. Dabei würde mit Hilfe der richtigen Musik-Untermalung doch viel schneller die gewünschte Weltuntergangs-Stimmung aufkommen.

Sehr schön ist der Inventar-Bildschirm geworden: zwar lassen sich keine Gegenstände aus dem Inventar verwenden (die Wumme, einige Hinweise und du - ganz auf dich alleine gestellt), aber hier ist die grafische Gestaltung endlich mal wegweisend: nette Gimmicks, interessante technologische Ideen und vor allem eine Einstellmöglichkeit, wie sich die Hauptfigur verhalten soll: höflich - normal - grob - zufällig. Bei "zufällig" kann jedes Mal aufs neue entschieden werden, was zu tun ist - das bietet dann wirklich den Anreiz, das Spiel mehrere Male durchzuackern.

Diverse andere Kleinigkeiten, - störend oder positiv auffallend - sind nicht unbedingt der Erwähnung wert: an jedem Spiel gibt es etwas zu meckern oder etwas besonders Hübsches, das ist hier nicht anders.

Bei diesem Blick auf die Spielewelt anno 1997, den Blade Runner bietet, fragt man sich, ob dieses Multimedia-Feuerwerk, dem wir dauernd ausgeliefert sind, diese permanenten technischen Neuerungen und dieses dauernde Update aller möglichen Hard- und Software, ob das wirklich alles so toll ist? Wäre ein wenig mehr Phantasie nicht manchmal schöner?

Wertung: 3
 
      Tja, wie bewertet
      man sowas? Blade
      Runner ist heute
      sicherlich nichts
      Außergewöhnliches
      mehr. Es gibt
      schönere Spiele,
      anspruchsvollere,
      atmosphärisch
      dichtere. Heute
      ist es guter Durch-
      schnitt, aber es
      liefert einen amü-
      santen - vielleicht
      auch wehleidigen -
      Blick auf die Spiele-
      welt anno 1997.
 
 

  • gelungene
    Atmosphäre
  • gute Steuerung
  • hübsche Ideen
    und teilweise
    detailverliebt
    umgesetzt
  • verschiedene
    Spielverläufe
    (jedenfalls rudi-
    mentär)
  • (inzw.) recht ge-
    ringe Hardware-
    Anforderungen
  • verschiedene Ver-
    haltens-Optionen
    für die Hauptfigur
  • gelungene
    Sprachausgabe
 

  • Grafik der Spiel-
    figuren ist zum
    Weglaufen
  • Umfeld wie in
    (fast) jedem
    Zukunfts-Spiel
  • miserable Musik-
    Untermalung
  • statische,
    unnatürliche
    Bewegungen
 

 
Screenshot 1 L.A. at night

Screenshot 2 Im Labor

Screenshot 3 Fliegende Autos ...

Screenshot 4 Chinatown

Screenshot 5 Des Menschen
bester Freund

Screenshot 6 KIA - Mehr als nur
ein Inventar

Screenshot 7 Hotel Yukon