Discworld Noir
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12. Dezember 1999

 
 
 
  Discworld Noir - Verpackung   Discworld Noir

  Perfect Ent. / GT Int.

  getestet von
  Thomas Lohmann
  www.rainbowtom.de
 

"Ach," stöhnt der Spieler, "es ist doch immer irgendwie dasselbe mit diesen Spielen - angeblich immer was neues, aber sie ähneln sich doch."

"Nein," schreit der Tester, "hier! Anders! Neu!"

Und das stimmt. Discworld Noir ist wirklich anders als andere Adventures - aber ob das auch automatisch besser ist, ist ja eine ganz andere Frage. Es ähnelt mehr einem klassischen Krimi - oder dem Genre des "Film Noir". Angelehnt an die Scheibenwelt-Romane von Terry Pratchett bietet es vor allem den Anhängern dieser Genres einen attraktiven Zeitvertreib. Aber auch andere könnten sich dafür begeistern - dann müssen jedoch Abstriche an den normalen Ansichten eines Adventure-Spiels gemacht werden. Wer sich für Filme wie "Casablanca", klassische Detektiv-Storys und ein düsteres Ambiente begeistert, skurrilen Humor mag und die Gehirnzellen etwas mehr anstrengen möchte als in einem "normalen" PC-Spiel sowie auf Action-Einlagen verzichten kann, dem bietet dieses Spiel einen netten Zeitvertreib. Anhänger von ballerwütigen Ego-Shootern werden sich schnell langweilen.

Die Hauptfigur ist Detektiv Luton - ein klassischer Privatdetektiv mit allen nur denkbaren Klischees ausgestattet: Trench, Schlapphut, zum Whisky trinkt er am liebsten einen Whisky, vom Leben ausgekotzt, von den Frauen enttäuscht, ein Verlierer par excellence. Er lebt in Ankh-Morpork, der düstersten und ekeligsten Stadt auf der Scheibenwelt. Von der Wache wegen einem Bestechungsskandal suspendiert, fristet er sein Leben als desillusionierter Detektiv, der nichts gutes mehr erwartet und für alles und jeden nur noch einen zynischen Kommentar übrig hat. Natürlich muß genau er einen Auftrag von einer mysteriösen Fremden bekommen, deren Liebhaber verschwunden ist. Im Zuge dieser Ermittlungen passieren ihm die seltsamsten Dinge und er gerät in einen Strudel von Ereignissen, der den eigentlichen Aufhänger der Story fast vergessen macht. Mit den seltsamsten Personen - mal hilfreich, mal verschlagen, mal abgrundtief böse, aber immer skurril - dieser Scheibenwelt, wie blöde Trolle, mordende Zwerge oder klavierspielenden Vampiren bekommt er es zu tun - seine große Ex-Liebe taucht natürlich auch auf, alte Freunde helfen ein wenig und schließlich stirbt er sogar um als zeitweiliger Werwolf weiterzuleben. Irgendwann geht es nicht mehr um den ehemaligen Auftrag sondern schon darum, die ganze Welt vor dem Bösen zu retten - auch wenn man sich dafür mit einem Gott anlegen muß. Und das muß der arme Luton - aber schließlich will er einmal beweisen, dass er kein Verlierer ist...

Und auch sein Tod bzw. die Metamorphose in einen Werwolf hält ihn nicht ab - richtig eingesetzt, ist das sogar hilfreich. Für den Spieler ergeben sich daraus ganz neue Methoden der Kriminalistik. Allerdings wird manchmal hemmungslos übertrieben und mit der Zeit kann einem das ganze sogar gewaltig auf den Nerv gehen: irgendwann mag man die - anfangs noch lustigen - Sprüche nicht mehr hören und das immer erst langatmige Dialoge stattfinden müssen, bevor der Protagonist zum Kern der Sache kommt, wird auch zunehmend lästig - besonders da es sich immer nur um den vom Leben gebeutelten, einsamen Helden geht. Hier wäre etwas weniger bedeutend mehr gewesen. Wer nur einmal Humphrey Bogart gesehen hat, den beschleicht schnell das Gefühl, dies alles doch zu kennen - wirkliche Überraschungen gibt es dann nicht mehr. Aber dafür wird aus dem anfangs langweiligen Plot dann eine spannende Story voller bizarrer Einfälle. Aber es stellt sich auch die Frage, ob in jedem Spiel eine Anspielung auf Lara Croft vorkommen muß...

Die Atmosphäre wirkt eindrucksvoll: Dauerregen mit gelegentlichen Blitzen, es ist nur Nacht, eine verkommene Stadt, in der jeder nur an sich selber denkt - man fühlt sich sehr schnell in einen Philipp-Marlowe-Roman versetzt. Und (fast) genauso viel muß man auch lesen - das Spiel ist eindeutig textlastig. Die Sprachausgabe ist (von einigen, winzigen Programmierfehlern mal abgesehen) ganz hervorragend - die Sprecher wußten offensichtlich, was sie da taten. Unser Held mit einer Stimme, der man jeden Whisky und jede Zigarette zu viel anhört - und die geheimnisvolle Auftraggeberin natürlich mit einem lasziven Tonfall. Und die Hintergrundmusik - ein angenehm dahinplätschender Jazz - gehört zum innovativsten, was ich lange bei einem Spiel bemerkt habe.

Die Grafik ist nicht gerade berauschend - aber was erwartet man schon von einer Welt, die dauernd im Dunkeln liegt? Die Hintergrundbilder der einzelnen Szenen sind aber mit viel Liebe und sorgfältig gezeichnet und passen hervorragend ins Ambiente. Lediglich mit der Dunkelheit hat man es übertrieben: zeitweise ist überhaupt nicht mehr zu erkennen, was auf dem Bildschirm vor sich geht und man rast mit der Maus über eine schwarze Fläche auf der Suche nach Erleuchtung. Zwar kann man in den Optionen die Bildhelligkeit erhöhen - aber dann geht in der nächsten Szene die Atmosphäre flöten - das sollte man sich für bestimmte Örtlichkeiten aufsparen und danach wieder rückgängig machen.

Gesteuert wird das ganze fast komplett über die Maus - der Mauszeiger ist eine kleine Lichtquelle - ein hübscher Gag am Rande. Mit einfachem Klicken wandert Luton durch die Stadt, mit Hilfe einer Karte - die erst nach und nach neue Örtlichkeiten offenbart - gelangt er zu einzelnen Orten. Einfach so umherlaufen geht natürlich nicht - aber das gehört sich ja auch nicht für einen Privatdetektiv. Die Interaktion mit anderen Personen ist ebenfalls recht einfach, auch Gegenstände lassen sich leicht untersuchen und aufsammeln. Stressig wird es beim mitgeführten Notizbuch und dem Inventar - die Suche nach der richtigen Spur oder dem richtigen Gegenstand artet oft in wildem Geklicke aus. Und wenn dann noch zwei Dinge miteinander verbunden werden müssen, wird es völlig unübersichtlich.

Die verschiedenen Puzzles sind nicht allzu schwierig, aber leider desöfteren unlogisch aufgebaut - meistens kommt man durch simples Ausprobieren schneller zum Ziel als durch logische Überlegung. Sogar, wenn die Lösung bekannt ist, kann es ewig dauern, bis das richtige Stichwort gefunden wurde...

Hier ist etwas durchaus bemerkenswertes entstanden: Discworld Noir hebt sich wohltuend vom üblichen Einerlei der Adventures ab - hier geht es mal wirklich um die grauen Zellen und die Idee im Hintergrund ist äußerst gelungen. Nur ist das natürlich nicht jedermanns (und jederfraus) Sache. Die extreme Dialoglastigkeit, der skurrile Humor, die gute Idee sind durchaus positiv zu bewerten - andere Sachen fallen dafür extrem negativ auf - eine halbe Stunde Small-Talk, bis man zum Punkt kommt, macht das ganze doch schnell langweilig. Und die Sprüche will man einfach irgendwann nicht mehr hören...

Discworld Noir ist ein gutes Spiel für die Anhänger von alten Filmen, guten Krimis, geheimnisvoller Frauen und einem (oder zwei) Whiskeys. Grafik, Sound und die Idee empfehlen das Spiel. Wer jedoch zwischendurch mal gerne die Knarre zückt, sollte sich vorher lieber eine Demo besorgen.

Wertung: 2-
 
       Für den interes-
       sierten Menschen-
       kreis fast ein Muß,
       für viele aber
       zu langatmig.
 
 

  • originelle Idee
  • gelungene
    Atmosphäre
  • passender Sound
  • spannende Story
  • liebevoll ge-
    zeichnete Figuren
  • angenehme Grafik
  • viele Puzzles
  • niedrige
    Hardware-
    Anforderungen
  • bizarre Sprüche /
    Ambiente / Ideen
 

  • extreme
    Dialoglastigkeit
  • Der zynische
    Humor ist wohl
    nur etwas für
    Anhänger des-
    selben
  • zu viele Klischees
  • teilweise un-
    logische Rätsel
  • ziemlich nervige
    Steuerung
  • in einzelnen
    Szenen haben die
    Programmierer
    wohl vergessen,
    das Licht anzu-
    machen ...
 

 
Screenshot 1 Ein Troll

Screenshot 2 Der Protagonist

Screenshot 3 Das muss Laras
Schwester sein

Screenshot 4 Ein Vampir
am Klavier

Screenshot 5 Ein Spielcasino

Screenshot 6 Die Übersichtskarte

Screenshot 7 Die Unsichtbare
Universität

Screenshot 8 Der Troll Saphir

Screenshot 9 Tempel der
geringen Götter

Screenshot 10 Unterirdischer Tempel

Screenshot 11 Und geschafft ...