Grim Fandango
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  Grim Fandango - Verpackung   Grim Fandango

  LucasArts / THQ

  getestet von
  Thomas Lohmann
  www.rainbowtom.de
 

Ein Spiel von LucasArts - hurra! Die große Leidenschaft aller Adventure-Spieler, der dauernde Traum, die lange unerfüllte Hoffnung: es ist eingetreten. Ein neues Spiel von dieser Software-Schmiede... das kann nur gut sein!

Nun mal langsam. LucasArts mag ja ganz hervorragend sein, aber leider sagt mir das nichts. Dieses Spiel war das erste, das ich von dieser wohl berühmtesten Software-Firma in den Händen und auf der Platte hatte. Also nix mit Vorschußlorbeeren, sondern einfach nur ein Spiel, wie andere auch - und es muß sich von anderen abheben, um gut zu sein.

Allerdings ist es das auch. Ganz einfach - Grim Fandango gehörte mit zu den interessantesten und lustigsten Spielen, die mir bis jetzt untergekommen sind: Film noir stößt auf mexikanische Folklore. Ein gut gelungener Rundumschlag, der mit Liebe zum Detail und vielen frischen Ideen sowie einer gelungenen Athmosphäre ausgestattet wurde. Zu meckern gibt es hier natürlich auch, aber die innovativen Ideen der Herausgeber überwiegen deutlich. Auf Action-Einlagen wird verzichtet, aber wer einen Ego-Shooter haben möchte, muß sich halt ein Ballerspiel kaufen. Hier werden mehr die grauen Zellen verlangt, die Puzzles sind manchmal etwas seltsam und scheinen ein wenig unlogisch aus der Luft gegriffen, manchmal muß man auch einfach probieren, um weiterzukommen, aber unfair sind sie nie.

Die Hauptfigur: Manny Calavera - Reiseberater im Land der Toten. Jeder, der dort ankommt, ist ja noch nicht am Ziel der immerwährenden Reise, sondern muß noch weiter zur 9. Unterwelt, dem endgültigen Jenseits. Der Weg dahin ist nicht für alle gleich: "gute" Menschen bekommen die Luxusfahrt, andere müssen sich halt anders durchschlagen. Oder eben ein wenig länger dafür arbeiten, so wie Manny. Klassisch mit Sense ausgestattet (und jeder Menge Zigaretten - im Land der Toten darf man schließlich wieder rauchen... tot sind sie ja schon) und einem grotesken Humor ärgert er sich darüber, das er immer nur die schlechten Toten bekommt. Folglich hilft er etwas nach und klaut seinem ekligen Kollgen eine - Provision versprechende - Leiche. Leider geht dann der Ärger erst richtig los, denn irgendwie bekommt die gute Mercedes nicht das Luxus-Ticket, sondern ist plötzlich ganz allein auf sich gestellt in dieser Unterwelt. Das kann Manny natürlich nicht auf sich sitzen lassen: er macht sich auf die Suche nach ihr (jeden Gedanken von Verliebtheit weist er natürlich weit zurück), gerät - wie könnte es anders sein, es ist schließlich ein Game - in eine absonderliche Situation: er wird ein Freizeit-Revoluzzer, leitet zwischendurch ein Casino und nimmt sogar die Karriereleiter vom Schiffsjungen zum Kapitän - natürlich fällt ihm der Dampfer unter dem Hintern auseinander. So geht es weiter bis zum Happy-End (warum muß eigentlich fast alles so enden?).

Schon nach kurzer Zeit wird man von dem Spiel gefangen: immer wieder neue groteske Ideen lassen es nicht langweilig werden - z.B. kann man auch im Land der Toten noch mal sterben: man wird ersprießt und jede Menge Grünzeug wächst aus dem Skelett. Die Umgebungen sind stimmungsvoll gezeichnet, aber leider halten die Hintergründe nicht immer, was sie versprechen: große Städte mit Karnevalsumzügen (der Tag der Toten wird zelebriert), aber von einer fröhlichen Menge keine Spur. Straßen wie ausgestorben (aber paßt ja eigentlich), lediglich an wenigen Orten wie Kneipe oder Casino finden sich andere - tja, Untote? - die nur zur Dekoration da sind. Und leider kann auch die restliche Grafik nicht völlig überzeugen: teilweise nicht mehr schöne Pixelhaufen, welches sich noch verschlimmert, wenn unser Held mal ein Stück weiter weg geht. Manchmal verschwinden Gegenstände auch einfach - das ist besonders ärgerlich, wenn gerade der verschwundene Gegenstand gebraucht wird. Eine etwas innovativere Kameraführung hätte da sicher geholfen - so ist die Grafik einfach nicht up to date. Gut gelungen sind dafür die Video-Einspielungen: sanfte Übergänge, die man manchmal erst dann mitbekommt, wenn plötzlich die Tastatur nicht mehr reagiert. Etwas ärgerlich sind dafür die vielen Szenen - das Spiel wechselt zu oft und dafür dauert das Laden der neuen Szene zu lange.

Unterstützt wird das ganze von einem hervorragenden Sound: milder Jazz und Bebop klimpert im Hintergrund, der an bestimmten Stellen zu einem machtvollen Orchester anschwillt und so die Brisanz einer Szene dramaturgisch gekonnt unterstützt. Die Stimmen (Manny hervorragend von Tommy Piper - der Stimme von Alf - gesprochen) passen gut zu den Figuren, auch noch unterstützt von einem kleinen spanischen Akzent - schließlich laufen alle wie "Calaveras" herum, mexikanische Totenpüppchen. Gespräche sind nie langweilig, auch wenn es unter Umständen lange dauern kann, bis endlich die richtige Zeile im Multiple-Choice-Verfahren gefunden wurde - alle anderen bringen Unterhaltung pur und irgendwann landet man automatisch bei dem richtigen Punkt.

Über die Rätsel kann man streiten: Feuerbiber mit einem Feuerlöscher auszublasen, ist ja noch logisch, aber ein Straßenschild ausgraben, in die vorher angezeigte Richtung tragen, wieder eingraben, dann in eine neu angezeigte Richtung usw. bis es plötzlich nach unten zeigt und eine Klappe aufgeht - das scheint etwas hergeholt und paßt leider nicht so ganz in das sonstige Umfeld. Aber mit ein wenig herumspielen sind sie fast immer zu lösen. Das Inventar ist recht einfallslos und es ist auch sehr ungewohnt, das verschiedene Dinge mal nicht im Inventar zusammengebunden, -gerührt oder -verbunden werden. Netterweise dreht Manny immer den Kopf in die Richtung, wo etwas Interessantes liegt. Manchmal will er aber auch nur einfach den Mond anschauen...

...und das natürlich bei einer gepflegten Zigarette, aber bitte stilvoll: Im Smoking auf dem Balkon bei Nacht - da geht es ja schon nicht mehr anders. Und wenn Skelette noch Organe hätten, wäre auch wohl der Whisky dabei. Geraucht wird andauernd in diesem Spiel - aber warum auch nicht? Die sind doch schon alle tot!

Aber die Steuerung: ein totaler Versager. Noch schwieriger, uneffektiver und hindernisreicher kann eine Spiel-Steuerung wohl kaum sein - jedenfalls, wenn man nur die Tastatur benutzt. Die Erfindung der Maus scheint sich noch nicht bis LucasArts herumgesprochen zu haben, und den optional einsetzbaren Joystick bzw. Gamepad hat nicht jeder. Die verschiedenen Tasten-Befehle scheinen rein zufällig ausgewählt zu sein, die Bewegung von Manny ist mehr Glückssacke als Können - das Handbuch wird zum unverzichtbaren Begleiter.

Also: das Spiel ist klasse. So wie man es wohl von LucasArts erwarten sollte. Kleine Dummheiten trüben nicht die Spielfreude und sehr schnell ist man vom Spiel gefangen und will Manny helfen, diese unbekannte Schöne wieder zu finden... endlich mal ein Spiel, das auch unter den Toten spielt, aber doch ganz anders, als man es von dem üblichen Game gewöhnt ist.

Classic Award
 
Wertung: 2
 
      Nicht viel zu me-
      ckern, ein paar
      Kleinigkeiten gibt
      es immer, aber hier
      kann man sich mal
      auf ein gut ausge-
      dachtes und liebe-
      voll umgesetztes
      Abenteuer freuen.
      Allerdings nichts
      für strenge Nikotin-
      Abstinenzler und
      Vegetarier - Blumen
      können töten ...
 
 

  • hervorragender
    Einfall
  • gelungene
    Atmosphäre
  • klasse Sound
  • witzige und unge-
    wöhnliche Story
  • ungewöhnliche
    Figuren
  • gute Hintergrund-
    Grafik
  • innovative
    Gespräche
  • meistens ausge-
    wogene Rätsel
 

  • eine absolut
    bescheuerte
    Steuerung
  • Grafik teilweise
    unschön
  • einige kleine
    Grafikfehler
  • seltsame
    Kameraführung
  • zu wenig Hinter-
    grund-Aktivität
 

 
Screenshot 1 Manny Calavera

Screenshot 2 Das Todesgefährt

Screenshot 3 Karneval

Screenshot 4 Der Rand der Welt
(Und sie ist doch
eine Scheibe...)

Screenshot 5 Das Casino

Screenshot 6 Die seltsame Welt
der Lebenden

Screenshot 7 Ähem ...

Screenshot 8 Das Leichenschauhaus