Ring des Nibelungen
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  Ring des Nibelungen - Verpackung   Der Ring des
  Nibelungen

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  getestet von
  Thomas Lohmann
  www.rainbowtom.de
 

"Als Zwerge noch Motorrad fuhren und Rheinnixen noch auf dem Wasser tanzten, hatte der olle Wagner eine seltsame Idee, welche hier mir jetzt in Spielform vorliegt..." - soweit die nicht zu übertreffende Einleitung eines lieben Freundes zu diesem Spiel (Danke, Chrissie!). Zwerge? Motorrad? Rheinnixen? Immer schön der Reihe nach...

Der Ring der Nibelungen - wer kennt die Sage um den verschollenen Nibelungenschatz, Siegfried, Brunhild, Etzel, dem Hunnenkönig usw. nicht... und das ganze mal in Spielform? Gemach - die ursprüngliche Sage von Edda, der Gründungsmythos des germanischen Volkes ist eher eine Art Heldengedicht über die Entstehung des Kosmos und die Komplexität der menschlichen Seele. Der gute alte Wagner hat sich dessen angenommen und daraus nicht nur die berühmt-bombastische Oper geschrieben, sondern auch gleich - nein, nicht dieses Spiel entworfen, Blödsinn - Kostüme, Bühnenbild, am liebsten gleich ein eigenes Theater dazu gebaut. So nebenbei baute er noch seine eigene Vision der Welt ein. Das bringt es dann mit sich, dass sie in diesem Spiel nicht allzuviel davon wiederfinden, wie sie (und ich auch) wahrscheinlich die Nibelungensage kennen, sondern das Ganze ist viel komplexer: eine lange Reihe von Reisen zwischen Zukunft und Vergangenheit, eine Mischung aus den Wäldern Germaniens und Science-Fiction.

Genug wirres Zeug gelabert, kommen wir zur Sache: 4 CDs eines klassischen "Click & point"-Adventures warten. Der Anfang ist bereits seltsam: auf einem Asteroiden-ähnlichen Ding mitten im Weltraum starten sie und können sich von dort aus in vier verschiedene Figuren versetzen: Alberich, der Zwergenkönig, Loge, der Feuergeist, Siegmund, der Göttersohn und Brünnhilde. Und gleich der erste Minuspunkt: ich habe keine Ahnung, ob diese Namen die Original-Namen sind, aber vor allem Brünnhilde klingt ja einfach furchtbar. In der bekannten Sage heißt die gute Brunhild, und da stell ich mir doch gleich viel eher einen teutonischen Kleiderschrank drunter vor - so ähnlich soll sie ja auch sein. Aber Brünnhilde... klingt doch wie eine verschüchtertes Geschöpf am Brünnchen vor dem Tore... fürchterlich.
(Brünnhilde ist eine korrekte Alternativschreib- bzw. Sprechweise von Brunhild. Anm. des in der Nibelungenstadt Worms zur Schule gehenden und Deutsch-Grundkurs geplagten Lektors alias CreMo *g*)

Alle vier Figuren können sie steuern und haben natürlich diverse Aufgaben zu lösen, um zum Ziel zu kommen. Was das Ziel ist - nun, das ist etwas schwierig - sie bekommen keine feste Aufgabe, sondern müssen halt ihre Figur durch die Sage bewegen. Natürlich gibt es mal Hilfe von Wotan persönlich - aber leider leidet die Sprachausgabe unter der seltsamen, wagnerischen Poesie - ziemlich abgehoben das Ganze und nicht besonders gut zu verstehen. Nicht die Qualität ist es, der Inhalt - Texte aus dem 19.Jahrhundert eben und dann noch Bühnentexte - schon sehr seltsam und nicht unbedingt hilfreich, aber auch nicht so wahnsinnig nötig. Die meisten Puzzles können sie auch so erledigen. Und die Qualität dieser Puzzles schwankt gewaltig - sind die Aufgaben, die sie als Alberich zu erledigen haben, einfach nur als ein Witz zu bezeichnen (und bei der Figur Loge genauso), wird es später bei Siegmund und Brünnhilde (aargh!) richtig schwierig und komplex. Im Begleitheftchen steht ein Vorschlag, in welcher Reihenfolge sie die Figuren abarbeiten sollen - machen sie es so, wenn sie nicht gerade ein Adventure-Super-Crack sind, so kommen sie etwas leichter in das Spiel.

Sehr schön ist dabei die nicht-lineare Steuerung: wenn sie bei einer Figur oder einem Rätsel hängen, spielen sie halt erstmal mit einer anderen Figur weiter. Evtl. leidet darunter zwar etwas der chronologische und sinngemäße Zusammenhang, aber das fällt nicht weiter auf. Nur die Zwischensequenzen sind dann seltsam unpassend - aber auch das gibt sich.

Richtig nett sind ein paar Einfälle der Programmierer: das bereits erwähnte Motorrad von Zwergenkönig Alberich: richtig, er braust auf einem Schienenmotorrad mit biologischem Vergaser durch seine Mine - darauf muss man erstmal kommen. Dass er dann später noch mehr oder weniger elegant über den Rhein surft (jau, so richtig mit Surfbrett) ist auch nicht schlecht. Ob da wohl irgendwelche bewusstseinserweiternde Substanzen im Spiel waren...

So, die Grafik: tja, typisch Point & Click eben: nett. Allerdings mit einem heftigen Nachteil: das Spiel ist für 640x480 Pixel gebaut und dann sieht auch alles sehr hübsch aus. Ist ihr Monitor allerdings auf einem höheren Wert (ja eher der Standard), dann wird es pixelig: leider warnt das Spiel nicht oder bastelt einen Rahmen um das Bild, sondern vergrößert es einfach auf Bildschirmauflösung. Und das sieht dann teilweise nicht mehr schön aus - besonders, wenn - wie bei mir - diese auf 1024x768 steht - hübsche Treppenstufen sind zu sehen. Nicht schön gemacht... trotzdem sind die Bilder (teilweise original nach der tatsächlichen Opernproduktion mit den Bildern von Philippe Druillet) wunderschön anzusehen... manchmal etwas kitschig, aber ab und an braucht man das auch mal. Die Animationen der Figuren sind leider etwas lieblos - da zuckt ein Mundwinkel - nicht mal synchron zum Text - und das war es. Insgesamt also alles eher durchschnittlich oder einfach schwierig zu bewerten...

Tja, der Sound: Wagner himself natürlich. Drehen sie die Boxen auf und lassen sie sich diese Opernmusik um die Ohren hauen - es handelt sich teilweise um Originalaufnahmen der Wiener Philharmoniker unter Sir Georg Solti von 1959 - und die können gut spielen. Sehr ungewohnt für ein PC-Spiel, aber allein schon deswegen eine willkommene Abwechslung. Aber natürlich auch hier ein dummer Fehler: wenn sie vor einem Rätsel hängen, wiederholt sich die Musik natürlich in einer Art Endlosschleife... das ist dann nicht mehr so toll. Aber wahrscheinlich gibt es Schlimmeres...

Interface: typisch einfach. Hier klicken, da klicken, das war's. Auf der Suche nach den Hot-Spots hilft der Cursor, der dann netterweise seine Form verändert. Die Menüleiste ist unspektakulär aber solide - reicht ja auch. Nett ist da aber die Anzeige des Spielstatus: für jede Spielfigur können sie nachschauen, wie weit sie denn sind, also wie viel Prozent der Rätsel sie bereits gelöst haben. Das ist nicht wichtig, aber mal ganz lustig.

Und ansonsten: keine technischen Fehler, solide programmiert (ich habe mir sagen lassen, die Firma hat keinen besonders guten Ruf... nun, geschlampt haben sie nicht). Allerdings die 4 CDs nötigen schon mal zu einem wilden Wechselspielchen - es kann schon vorkommen, das sie alle 10 Minuten eine neue CD einlegen dürfen, weil die Aufgaben und verschieden Welten anscheinend völlig planlos auf den CDs verteilt sind - das ist nicht schön. Alternativ können sie das Spiel auch als DVD-Version kaufen, aber so toll ist es dann auch nicht, dass sie dafür mehr als das Doppelte ausgeben.
 

Fazit:

Irgendwie seltsam - es kann weder richtig begeistern noch kann man sich richtig drüber aufregen. Ein Freund und ich haben das gemeinsam durchgezockt und beide waren wir irgend völlig unberührt, dass das Spiel zu Ende ist - weder Trauer darüber noch Begeisterung, dass es endlich vorbei ist. Folglich gibt es auch keine Kaufempfehlung von mir... das müssen sie selber wissen. Ich werde es jedenfalls wieder verscherbeln - so toll, dass es hier einen Ehrenplatz im Regal kriegt, war es wirklich nicht.

Wertung: 3-
 
       Nicht besonders
       aufregend, aber
       ganz nett... wenn
       sie Wagner mögen
       und teilweise
       lustige Sachen
       sehen möchten...
 
 

  • lustige Ideen
    (das Motorrad)
  • außergewöhnliche
    Hintergrundmusik
  • einfaches
    Interface
  • völlig andere Sicht
    auf die Sage
 

  • Grafik zu pixelig
  • unlogisches
    CD-Wechseln
  • diese Namen...
 

 
Screenshot 1 Zwerg Alberich

Screenshot 2 Brünnhilde (grrr...)

Screenshot 3 Siegmund

Screenshot 4 Loge, der Feuergeist

Screenshot 5 Wotan himself

Screenshot 6 Der Glug (Alberichs
Motorrad-Vergaser!)

Screenshot 7 Der Golem bei der Arbeit...
 
 

Screenshot 8 Fafner, der Riese
 
 

Screenshot 9 eine der Rheintöchter
 
 

Screenshot 10 sieht schon nett aus
 
 

Screenshot 11 and the end!