TLC / RedOrb / Cyan

  getestet von
  Thomas Lohmann
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Myst zum Zweiten

Tja, Riven also - was soll man schon groß dazu sagen. Eines der meistverkauften und beliebtesteten Spiele aller Zeiten (angeblich), Maßstäbe setzend in der Entwicklung der PC-Games... also einfach nur klasse?

Na ja, so einfach ist das nun alles nicht. Aber das Wichtigste zuerst: hurra, das Spiel läuft. Sie verstehen nicht? Dann klicken sie sich mal zur Rezension von Myst. Ganz im Gegenteil dazu der offizielle Nachfolger: alles läuft, keinerlei technische Probleme, Renderorgien ohne Ende... und das ist - befürchte ich mal - wirklich etwas Besonderes, denn bei der Herstellungsfirma kann man nicht unbedingt davon ausgehen, dass die sich kümmern, nachdem sie ihr Geld eingesackt haben. Vielleicht sollte man mal wieder Marx lesen... ich schweife ab.

Also: Riven. Viel gehört, Begeisterung allerorten - sorry, so toll ist es nicht. Es ist wunderschön gemacht, Bilder von nahezu fotorealistischer Qualität, sorgsam gerenderte Übergänge, hier und da sogar Animationen in den Bildern und - besonders putzig - diverse schrille Fahrten mit seltsamen Schwebebahnen, U-Booten oder Bergwerksloren. Das ist wirklich alles sehr schön und man schwelgt geradezu in einer optischen Delikatesse - aber das ist ja auch nicht alles.

Der Sound ist genauso schön gemacht, sorgsam passend ausgesucht, hübsche Hintergrundgeräusche (und auf die sollten sie achten) - schon schön. Ist aber immer noch nicht alles.

Oh, Wunder, echte Schauspieler - na ja, was man so in Zeiten von Daily Soaps Schauspieler nennt. Aber immerhin richtige Menschen - auch sorgsam ins Spiel kopiert, nicht allzu oft auftretend, aber dann und wann... tja, da kann ich auch auf die Straße gehen. Vor allem laufen dort die besseren Storys: diese hier in Riven ist so dermaßen an den Haaren herbeigezogen, dass sie direkt für einen Privatsender verfilmt werden könnte: hübsche Gegend, lustige Menschen, flach wie eine Flunder. Ne, ohne den krampfhaften Versuch einer Geschichte wäre das besser gewesen.

Und dann das, wofür es wohl am bekanntesten ist: die Rätsel. Die sind wirklich schwer. Wer seinen Lebensinhalt darin sieht, so oft wie nötig über 5 Inseln zu brausen und Steine zu suchen oder metallenen Käfern am Schwanz zu ziehen - bitteschön, der ist hier richtig. Erwarten sie aber keine tiefere Logik in dem ganzen - die gibt es nicht (oder sie ist sehr gut versteckt...). Die Puzzles sind alles andere als logisch - ein wirrer Haufen schwieriger Aufgaben mit Hinweisen an völlig abartigen Orten. Es wird damit enden, das sie wie ein Bekloppter über die Inseln rasen (oder auch, weil die hübschen Fahrten das Interessanteste am Spiel sind) und alles umdrehen, was sich drehen lässt. Merken oder besser notieren - dann klappt das schon. Aber bitte keine intelligenten, nachvollziehbaren Puzzles erwarten.

Aber eine sehr bequeme Steuerung: klicken, bis der Arzt kommt. Nun gut, das ging damals wohl noch nicht anders, da will ich mal nicht zu viel lästern. Und in Zeiten, da Spiele die gesamte Tastatur brauchen (um Waffe xyz zu aktivieren, drücken sie: Strg+W+Druck+Esc - und das dreimal hintereinander), ist das nun wirklich direkt erholsam - lässig hingelümmelt klickt man sich durch die Gegend und erfreut sich an hübschen Bildern. Aber vergessen sie hinterher nicht, die Maus sauberzumachen. Die arme hatte viel zu tun.

Aber: es ist leider alles sehr langweilig - jedenfalls, dann, wenn sie ein Adventure spielen wollen. Sie laufen durch eine langweilige Gegend (wenn auch schön gemacht), suchen langweilige Hinweise und erraten langweilige Puzzles. Bäh. Da hätte ich einen besseren Vorschlag, wenn sie das Ding schon haben: fahren sie etwas Bahn und nehmen sie das eine oder andere Bild als Einstimmung für den nächsten Urlaub. Schöner ist es auf Mallorca nun wirklich nicht.

Tja... und nun? Weiß ich auch nicht. Hat ihnen Myst gefallen? Dann gefällt Ihnen das hier auch. Fanden sie Myst grottenlangweilig? Dann lassen sie bloß die Finger weg... ich schlafe auch schon...