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Vage Erinnerungen setzen ein: ein eiliges Telefonat auf einer nächtlichen Autofahrt, eine wichtige Nachricht - ein Autounfall...
Was ist passiert?
Sie sind Max, ein brillanter Arzt und Forscher auf der Suche nach einem Heilmittel für eine fürchterliche Krankheit. Aber sie sind zwischen Wahnsinn und Realität gefangen - und nur in ihren wahnsinnigen Träumen können sie die Fragen der Realität klären und somit den Weg zurück (und zum Spielende) finden... aber der Weg ist lang, erschreckend und voller düsterer Geheimnisse...
...und ich werde einen Teufel tun und Ihnen hier den kompletten Spielhintergrund verraten - das müssen Sie schon selber herausfinden. Um eines aber gleich vorwegzugschicken: ein wenig Kenntnisse über Psychologie - oder vielleicht sogar Parapsychologie - sollten vorhanden sein, sonst erschließt sich die Geschichte in ihrem gesamten Detailreichtum nicht. Es ist zwar auch dann kein Problem, das Game durchzuzocken, aber evtl. stehen sie dann am Schluss vor einem großen "Häh?" und haben die eigentliche Hintergrundgeschichte nicht ganz durchschaut. Und das ist leider auch das Hauptproblem dieses Spiels: obwohl der Spielverlauf recht einfach, sehr linear und auch die Rätsel und Puzzles nicht besonders schwer sind (mit ganz wenigen Ausnahmen), kann unter Umständen am Schluss ein schales Gefühl zurückbleiben. Alles geschafft, aber warum? Und was soll mir das alles jetzt sagen? Sanitarium ist kein Spiel für Kinder, ganz im Gegenteil. Hier sollen ältere Jugendliche und Erwachsene zum nachdenken gebracht werden - und wenn man sich darauf einlässt, kann das auch sehr gut funktionieren. Ansonsten ist es leider recht flacher Horror auf RTLII-Niveau. Die Darstellung von Grausamkeiten (verwesende Leichname, mutierte Menschen, Vivisektionen an lebenden Menschen, aufgespießte Körper) sind nicht das Tragische, das sieht man inzwischen auch im Nachmittagsprogramm. Verstörender ist die Geschichte dahinter.
Also ein Streifzug durch die Mysterien des Unterbewussten, durch psychologische Phänomene und den Verwirrungen der Schizophrenie. Klingt doch eigentlich ganz nett, oder? Ist es auch - Sanitarium spielen ist so ähnlich wie Stephen King lesen. Lassen sie sich einfach drauf ein und wundern sie sich nicht... Kämpfen sie gegen den Wahnsinn in ihnen und versuchen sie, die Kontrolle über ihr eigenes Bewusstsein wiederzuerlangen, dann dürfen sie vielleicht auch wieder aus der Gummizelle raus und diese zahlreichen Herren und Damen in Weiß, die sie dauernd pieksen, sind auch verschwunden.
Sie erleben eines der selten gewordenen, klassischen Grafikadventures in 2D, das insgesamt 3 CDs belegt. Verschiedene Figuren ihres eigenen Ichs werden sie in der Spielzeit kennenlernen, unter anderem die eigene Schwester oder einen Zentauren, den der gute Max zu Kinderzeiten als Held eines Comicmagazins verehrte. Sie müssen Kinder vor ihrer genetischen Manipulation zu Pflanzen (!) retten, die Mysterien der Azteken erkunden, Verrat und Intrigen bekämpfen, geheime Labors und natürlich ein Irrenhaus erkunden und auch kräftig in ihrer eigenen Kindheit herumwühlen. Nach und nach erschließt sich dann die Story durch Rendervideos, zwischendurch werden auch Filmsequenzen eingeblendet (schon mal ein Grab aufgeschaufelt?), die die Handlung des Spiels recht gut unterstützen.
Richtiges Grauen kommt allerdings bei der Steuerung auf: zur Bewegung wird die rechte Maustaste gedrückt gehalten und der erscheinende Cursor in die gewünschte Richtung gelenkt. Dummerweise sucht sich Max den Weg dann nicht selbst, sondern man muss ihn um Hindernisse herumlenken, und durch die sehr hakelige Richtungsbestimmung dreht er schon mal interessante Runden. Und wenn eine Treppe in der Nähe ist, scheint er von der magisch angezogen zu sein: die läuft unser Held automatisch rauf oder runter - auch wenn man da eigentlich gar nicht hinwollte. Eine ordentliche Portion Fingerspitzengefühl ist da gefragt. Alles andere funktioniert mit der linken Maustaste: das winzige Inventar, die Kombination von Gegenständen und deren Anwendung - alles überhaupt kein Problem, sondern richtig gut.
Ganz wenige, eingestreute Action-Passagen dienen wohl mehr nur der Unterhaltung - gestorben wird sowieso nicht (wie auch, ist ja alles nur der eigene Wahn...). Die Kämpfe sind sehr leicht - und wenn es doch nicht im ersten Anlauf geschafft ist, taucht die Figur wenige Meter davor wieder auf und man kann es gleich noch mal probieren. Genauso wenig bieten die Rätsel Anlass zum Frust, mit ein wenig Überlegung oder genauerem Suchen kommt man der Sache schnell auf den Grund.
Voraussetzung ist natürlich ein gewissenhaftes Erkunden der Karte - jeder Gegenstand kann einen Sinn haben, einiges ist einzusammeln und die mehreren Dutzend anderer Figuren stehen nicht aus Langeweile in der Gegend herum, sondern haben was zu sagen. Daraus ergeben sich dann oft wichtige Hinweise - und man sollte auch immer wieder zu den Personen zurückkehren und sie erneut befragen. Die Synchronisation ist recht gut gelungen und der Hintergrundsound schafft zusätzlich Atmosphäre.
Die Grafik ist so, wie es sich für so ein Adventure gehört: hervorragend.. Aber das ist ja nix besonderes bei einem 2D-Adventure... sehr schön aber die Tatsache, das Dächer und Wände verschwinden, wenn sie einen neuen Raum betreten - so hat man alles gut in Sicht.
Und zum Schluss die Frage: darf man das? Fürchterliche Irrenhäuser zeigen, den Wahnsinn hervorkramen, ist das political correctness? Nach Erscheinen des Spiels 1998 konnte man diverse Diskussionen darüber verfolgen. Natürlich darf man - darüber wird sich schließlich nicht lustig gemacht, sondern das Ganze ist ein spielerischer Versuch, einen Einblick in die ungeklärten Phänomene des Unterbewussten zu geben. Freud hätte sich gefreut...
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Ein Irrenhaus, von dem wir alle noch was lernen können. Die Frage ist manch- mal nur, wer auf welcher Seite der Gitter sitzt... |
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