The Longest Journey
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  The Longest Journey - Verpackung   The Longest
  Journey

  FunCom / Egmont Int.

  getestet von
  Mario Müller
 

Klassisches Adventure - Was ist das?

Die Zeiten klassischer Adventure-Highlights sind vorbei. Selbst LucasArts konzentriert sich immer mehr auf Star Wars-Umsetzungen oder lässt Indy und Guybrush in 3D-Welten zum Kampf gegen das Böse antreten. Dass das Genre der klassischen 2D-Adventures aber noch lange nicht ausgestorben ist, beweist "The Longest Journey" vom norwegischen Entwickler FunCom. Und da man davon ausgeht, dass im Zeitalter der 3D-Shooter, Action-Adventures und Strategiespiele kein Mensch mehr weiß, was ein Adventure überhaupt ist, wird es im Handbuch nochmal erklärt:

Es gibt keine Extrawaffen, keine Sprengsätze, keine Monster ... Moment - Monster gibt es natürlich. Aber im Gegensatz zu anderen Spielen setzen Sie in The Longest Journey Ihr Gehirn als schärfste Waffe ein ... und es ist auch Ihr wichtigstes Hilfsmittel. Im Adventure gilt es, Rätsel zu lösen, neue Welten zu erkunden und mit einer Vielzahl fremdartiger Wesen Kontakt aufzunehmen. [...]

Ah, so ist das also... Klingt aber irgendwie nach Arbeit: Denken statt Ballern? Keine Angst, kein Spiel hat mir in letzter Zeit so viel Spaß gemacht wie The Longest Journey. Keine langweiligen Passagen, wie in Gabriel Knight 3, kein zielloses Umherirren wie in Discworld Noir und keine anstrengende Steuerung, wie in Final Fantasy VIII. Kurz: Das Spiel macht ganz einfach Spaß! Dazu trägt unter anderem die fantastische Story bei:
 

Könntest Du eventuell die Welt retten?

Man kennt das ja: In jedem Spiel immer das Gleiche: Man soll doch bitte mal eben die Welt retten und die Menschheit vor dem Untergang bewaren. Die Macher von The Longest Journey haben es sich nicht so einfach gemacht und die lustige Idee gehabt, dass die Protagonistin in ihrem Spiel gleich 2 Welten retten muss. Ach nein, Moment... So neu ist das gar nicht - Das hatten wir ja in Outcast schonmal... Aber lassen wir mal den an dieser Stelle wirklich nicht fairen Sarkasmus beiseite. Die hervorragend durchdachte Story könnte locker für einen spannenden Kinofilm herhalten und sorgt durch die Verknüpfung von Mythen & Magie mit moderner Technik & Zukunftsvisionen vor allem für eine Menge Abwechslung im Spiel. Aber der Reihe nach: Die technologisch weit entwickelte Welt Stark und das eher mittelalterlich anmutende Arcadia, befinden sich seit Jahrtausenden im Gleichgewicht. Damit dabei nichts schief geht wacht ein alle 1000 Jahre neu bestimmter Hüter über die Ausgewogenheit der beiden Welten. Dummerweise gibt es eine Gruppierung in Stark, die dem gewohnten Gang der Dinge ein paar Steine in den Weg legt und Stark und Arcadia zu einer Welt wiedervereinigen möchte, aus der sie ehemals entstanden waren. Deshalb haben Sie den Amtsantritt des neuen Hüters verhindert, was dem Gleichgewicht alles andere als gut bekommen ist. Warum nun ausgerechnet die achtzehnjährige April Ryan das Ganze als einzige wieder ins Lot bringen kann, weiß zu Beginn des Spiels niemand so genau. Am allerwenigsten sie selbst. Schließlich ist sie gerade erst von zu Hause abgehauen und möchte sich an der Kunst-Akademie bewerben, womit sie genug eigene Sorgen hätte. Wie sich herausstellt hat sie aber die besondere Gabe zwischen den Welten Stark und Arcadia hin- und herzureisen. Und auch wenn sie diese Fähigkeit noch nicht kontrollieren kann und eigentlich lieber überhaupt nichts mit der ganzen Sache zu tun hätte, begibt sie sich schließlich auf eine lange Reise... Vielleicht die längste ihres Lebens?
 

Wahre Grafikpracht

The Longest Journey ist ein echtes klassisches 2D-Adventure und kommt ohne jeglichen dreidimensionalen Schnickschnack aus. Na schön: 3D-Karten werden tatsächlich unterstützt und beschleunigen den Spielablauf wohl etwas, aber dennoch steuert man April von einem vorgerenderten Bildschirm zum nächsten. Trotzdem oder gerade deswegen gehören die einzelnen Schauplätze - vor allem in Arcadia - zum Stimmungsvollsten was mir seit langem in einem Spiel untergekommen ist. Hin und wieder kommt, wie in Baphomtes Fluch, Scrolling in mehreren Ebenen zum Einsatz, aber vor allem die zahlreichen Animationen lassen die Schauplätze lebendig erscheinen. Egal ob wogende Wellen auf dem Meer, vorbeifliegende Raumgleiter in Stark oder durch den Park spazierende Menschen. - Überall ist etwas los. Auch die authentische Geräuschkulisse sorgt für hohen Realismus. Die stimmungsvolle Musik wird zwar etwas sparsam eingesetzt, kann aber durch wunderschöne orchestrale Klänge begeistern. Die zahlreichen gerenderten Zwischensequenzen sorgen zusätzlich für Atmosphäre und reichen qualitativ durchaus an die Referenzklasse von Final Fantasy VIII heran.
 

Knifflige Rätsel, aber leicht zu lösen?

Ich muss zugeben der oben stehende Satz mag nicht viel Sinn ergeben und etwas verwirrend klingen, aber er beschreibt sehr treffend die zu lösenden Puzzles in The Longest Journey. Die Rätsel sind ja meistens das Hauptproblem in einem Adventure. Allzu einfach soll es ja nicht werden, bleibt man aber zu häufig an einem Rätsel hängen sinkt die Motivation in den Keller. Zugegeben: Auch bei The Longest Journey halten sich logische Puzzles und eher abgedrehte Kombinationen der Gegenstände in etwa die Waage. Die Zauberformel stellt aber das perfekte Interface dar. Während bei vergleichbaren Spielen (man denke an Gabriel Knight III oder noch viel schlimmer: Floyd) oft zahlreiche Mausklicks zur Kombination von Gegenständen nötig sind, geht dies bei The Longest Journey recht einfach von statten. Am praktischsten sind die zahlreichen Hotkeys im Spiel. Mit den Tasten "A" und "S" lässt sich der Mauscursor ganz einfach in die verschiedenen Gegenstände des Inventars verwandeln. Und ganz wichtig: Sobald man zwei Gegenstände zusammenführt, die sich wirklich kombinieren lassen, beginnt der Cursor zu blinken. Andere Kombinationen lassen sich erst gar nicht ausprobieren. Damit wird nicht nur der gefürchteste Satz jedes Adventure-Spielers ("Das funktioniert nicht.") vermieden, es ist auch ganz einfach beim Betreten eines neuen Schauplatzes einfach alle Gegenstände aus dem Inventar mit den anderen Objekten zu benutzen, um zu sehen, wo sich etwas kombinieren lässt.
 

Ein Interface, wie aus dem Bilderbuch

Auch ansonsten ist die Steuerung wunderbar einfach gehalten: Ein Mausklick auf eine Person oder einen Gegenstand lässt, ebenso wie beispielsweise in Monkey Island 3, die Wahl zwischen den Befehlen "Untersuchen", "Reden / Essen" und "Aufnehmen / Benutzen". Sollte eine dieser Aktionen nicht möglich sein, ist das entsprechende Icon erst gar nicht verfügbar. Eine weitere Hilfe im Spiel: Wer Angst hat einen Ausgang in einem Bild zu übersehen, kann sich diese ganz einfach mit der Taste "X" anzeigen lassen. Sehr schön! Für ungeduldige Menschen gibt es bei dem Übergang zu einem anderen Bildschirm die Möglichkeit April per Doppelklick einen Sprint hinlegen zu lassen. Manchmal sind die Schauplätze aber so riesig, dass es trotzdem noch ein Weilchen dauert, bis unsere Heldin den Ausgang erreicht. Ein direkter Wechsel in die nächste Szene per Rechtsklick wäre hier das berühmte "Tüpfelchen auf dem I" gewesen. Dafür sind Ladezeiten praktisch nicht vorhanden und auch das Speichern ist in Sekundenschnelle erledigt. Sollte man einmal gar nicht weiterwissen, was denn als Nächstes zu tun ist, lohnt sich ein Blick in Aprils Tagebuch, wo man neben meist sehr humorvollen Anmerkungen zum Verlauf der Story auch fast immer einen Hinweis auf die als nächstes anstehenden Aufgaben findet. Meistens ist aber ohnehin klar, was zu tun ist, da die Anzahl der verschiedenen Schauplätze immer überschaubar bleibt und Orte, an denen nichts mehr zu tun ist, sinnvollerweise aus den Übersichtskarten gelöscht werden.
 

Das "Talkshow-Syndrom"

"Hoppla, da wird aber ganz schön viel geredet.", könnte manch einer zu Beginn des Spieles erschreckt feststellen. Zugegeben: Die Dialoge in The Longest Journey sind einer der Schwerpunkte im Spiel und meistens auch sehr ausführlich. Dafür sind sie aber oft sehr unterhaltsam, das Spiel nimmt sich eben selbst nicht immer ganz ernst. Als April versucht einen der grimmigen Wachroboter in Stark mit weiblichem Charme zu beeinflussen, macht dieser ihr in trockener Maschinensprache klar, dass das leider nicht funktioniere, da er schwul ist. Und wenn Mrs. Ryan später im Spiel die sprechende Krähe als Begleiter gewinnt, sprühen die Unterhaltungen nur so vor Ironie und Sarkasmus. Ein ganz dickes Lob hat sich Egmont-Interactive für die Synchronisation verdient. Nicht nur die Übersetzung ist einwandfrei, auch die Rollen sind allesamt hervorragend mit professionellen Sprechern besetzt.
 

Fazit: Kaufen!

Selten hat es sich so ausgezahlt ein Adventure vor Schreiben des Tests wirklich komplett durchzuspielen, wie bei The Longest Journey. Je mehr ich mich der letzten von insgesamt 4 CDs näherte, umso mehr zog mich die fesselnde Story und die Atmosphäre des Spiels in Ihren Bann. Auch an die zahlreichen Dialoge hatte ich mich schnell gewöhnt und so fiel schließlich das ursprünglich geplante Minus hinter unserer Spielspass-Note "1" weg.
Zusammengefasst also ein ebenso spannendes wie atmosphärisches Abenteuer mit einer sympathischen Heldin, wunderschöner Grafik, hervorragendem Interface und einem ordentlichen Schuss Humor. Wer kann dazu schon nein sagen?

Perfect Game
 
Wertung: 1
 
      Eine fantastische
      Reise mit einer sym-
      pathischen Heldin,
      wunderschöner Gra-
      fik und einer ein-
      gängigen Steuerung.
      Ein absolutes Muss
      für alle Adventure-
      Fans!
 
 

  • hervorragende
    Atmosphäre
  • spannende
    Story
  • stimmungsvolle
    Szenarien
  • schöne Render-
    sequenzen
  • abwechslungs-
    reich
  • einfache
    Steuerung
  • sehr gute Musik-
    untermalung
  • exzellente
    Synchronisation
 

  • etwas zu
    Dialog-lastig
 

 
Screenshot 1 April bei Ihrer liebsten
Beschäftigung: Malen

Screenshot 2 Die futuristische
Welt Stark ...

Screenshot 3 ... und das märchen-
hafte Arcadia

Screenshot 4 April im Gespräch mit dem
gerissenen Hütchenspieler

Screenshot 5 Dieses Wesen hat in Stark
eigentlich nichts verloren.

Screenshot 6 Der Hafen von Marcuria

Screenshot 7 Eine der
Übersichtskarten

Screenshot 8 April beim Übergang
zwischen den Welten

Screenshot 9 Das prall gefüllte
Inventar

Screenshot 10 April versucht an Bord
eines Schiffes zu kommen

Screenshot 11 Das Stadttor von Marcuria

Screenshot 12 Eigentlich ist der Gribbler
ja ein ganz Netter...

Screenshot 13 "Deep in the Caribbean..."
Nein halt, das war ein
anderes Spiel ...

Screenshot 14 Auch unter Wasser macht
April eine gute Figur

Screenshot 15 Rate mal, wer zu
Besuch kommt...

Screenshot 16 Das Speichermenü

Screenshot 17 Auch Bücher müssen
gewälzt werden

Screenshot 18 Die Enklave - Eine wichtige
Station auf Aprils Reise